Starbucks, I <3 you. Behind the scenes.

Wer mich kennt weiß, dass ich durch und durch Starbucks Fan bin. Nein, das heißt nicht, dass ich da ab und zu gerne Kaffee trinke und mir auf meinen To Go Becher mit Logo einen runter hole wenn ich durch die Straßen laufe. Das bedeutet, dass ich kein Unternehmen so bewundere, wie Starbucks.

Woher das kommt? Nun, zum einen schmeckt der Kaffee wirklich ausgezeichnet. Zum anderen habe ich in meinem MBA Jahr in Madrid unzählige Cases zu Starbucks gemacht: in Entrepreneurship, in Marketing, in Behavioural Studies, und und und… und ich bin zum Howard Schultz Fan mutiert. Die Leidenschaft, mit der er das Unternehmen gegründet hat, führte und seit einigen Jahren wieder führt, findet sich selten in der heutigen Geschäftswelt. Spontan fällt mir nur Steve Jobs ein. Was dem Apple Fan sein Jobs, ist dem Kaffeejunkie sein Schultz.

 

Als ich im März einen Nebenjob gesucht hab und erfuhr, dass Starbucks Leute sucht, war ich also zwiegespalten. Ein Teil schrie laut: jaaaaaaaaaaaaaaaaaa und der andere: bloß nicht, das zerstört dir deine Illusion. Gemacht hab ich es bekanntlich doch - für sechs Monate, bis gestern, und ich habe nur aufgehört weil ich einen neuen Job hab in dem kein Platz mehr für Starbucks ist. *sadface* Zumindest hinter der Bar.

Wie wars also? Sehr gut wars. Die Qualitätsansprüche sind unglaublich hoch. Lieber noch mal das Getränk neu machen, als nicht 100% perfekte Getränke rauszugeben. Der Kaffee ist zu 100% Fair Trade, anders als bei den meisten Konkurrenten, wo der Fair Trade Anteil eher im niedrigen zweistelligen %-Bereich liegt. Es wird einem als erstes beigebracht, wie der perfekte Espresso-Shot gezogen wird (da gibt es Sekundenbereiche in denen der durchlaufen muss, die richtige Farbe, den richtigen Geruch uvm), welche Temperatur Milch hat, nichts wird auf Vorrat zubereitet, alles frisch, wenn die Milch 3°C zu kalt ist weg damit, alles, um das perfekte Getränk zu machen. Wow. Ich war beeindruckt. Und ja, das wird auch so gelebt, die Baristas setzen das so um, deswegen dauert es vielleicht mal 1, 2 Minuten länger, weil die Milch frisch aufgeschäumt wird anstatt halb warme von vor vier Minuten zu nehmen und neu aufzuschäumen.

Diese innere Haltung hat mich wirklich beeindruckt, und klar, die Preise sind hoch, aber durchaus vertretbar. Im Idealfall ist Starbucks für dich ja nicht nur der Kaffeeladen um die Ecke, sondern „the third place“, gleich nach zu Hause und Arbeit. Und selbst nach sechs Monaten wo Starbucks für mich dritter und Arbeitsplatz zugleich war, hat es mich nicht abgeschreckt, sondern eher für immer an diese Marke gebunden. Das soll schon was heißen. Fragt mal Ex-Arbeiternehmer von McDonalds, wie gern die da hin gehen…

Natürlich war nicht alles eitel Sonnenschein. Der Job ist anstrengend, und generell ist mein Respekt für jeden, der im Gastronomiebereich arbeitet, erheblich gestiegen. Es ist nicht leicht, nach sieben Stunden Arbeit und vielleicht einigen unfreundlichen Gästen noch jeden gleich freundlich zu bedienen, aber man gibt sein bestes. Man gibt sein Bestes, und ich kann über meine (Ex-)KollegInnen auch nur sagen, dass sie dies wirklich jeden Tag tun. Ein paar Erkenntnisse möchte ich euch dennoch nicht vorenthalten:

1.) Die Preise
Ja, die Preise sind hoch. Aber mal ehrlich, sind sie wirklich so hoch? Eine Tall Tasse schwarzer Kaffee kostet 1,80€, da sind 320ml drin, das ist in der Bäckerei neben an ein Kännchen. Kriegt man das für 1,80€? Und überhaupt. Wenn man zu Starbucks geht, weiß man das doch, oder? Ich geh doch auch nicht zu Porsche, gucke auf die Preise und mache den Verkäufer an, wie teuer das alles ist. Als ob er persönlich morgens nen Preis gewürfelt hätte und niederschrieb. Mein Lieblingskommentar dazu kam von einem Gast der kurz reinkam, einmal guckte, „Kann ich Gold scheißen oder was?!“ schrie und rausstürmte. Gute Frage. Wenn ja, bitte melde dich noch mal.

2.) Die Größen
Jaaahhaaahahahaaha. Alle Größen - Tall, Grande, Venti - bedeuten „groß“. Ahahahaha. Das ist der Witz daran. Haha. Get it? Get it?! Ich hab aufgehört zu zählen, wie viele Gäste mich angemacht haben, weil die Größen so kompliziert wären. Hmmmm… Da stehen drei Größen. Von links nach rechts. Klein, mittel, groß. Wenn jetzt jemand „groß“ bestellt - bedeutet das für manche tall, für andere grande, für andere venti. Ich weiß, für jemanden, der das nicht gewohnt ist, ist das vielleicht etwas überfordernd… aber die Baristas haben sich die Namen nun auch nicht ausgedacht. Generell gilt doch bitte: lieber über sich selbst lachen als den Verkäufer beschimpfen, oder? PS: Gran-de. Nicht Groahn-de oder Groahn-di (es sei denn, du sprichst Englisch) oder Grän-de. Grande. Wie man spricht. =D

3.) Die Fragen
Teil des Services bei Starbucks ist, dem Gast alles nach seinen Wünschen perfekt zu zubereiten (deshalb auch: wenn mal was nicht okay ist, einfach zurück bringen. Jetzt echt. Wirklich). Deshalb fragen die Baristas so viel: Platz für Milch in den schwarzen Kaffee? Die Frappuccinos mit Sahne? Für hier oder zum Mitnehmen? Niemand möchte dich damit bedrängen. Du musst nicht innerhalb von einer Sekunde antworten. Kein Stress. Ganz in Ruhe. Ich habe neulich einen Blog gelesen, wo sich darüber lustig gemacht wird. Klar, das kommt einem erst mal komisch vor. Aber wenn jemand nur „Einen Kaffee“ bestellt, kann das viel bedeuten… Ich weiß als Barista die Größe nicht, ich weiß nicht ob er den hier trinkt oder im To Go Becher haben möchte, ich weiß nicht ob er nachher Milch reinmachen möchte und ich deswegen was Platz lassen sollte… Das unterscheidet Starbucks eben von McDonalds oder Tschibo, wo du deinen Becher hingeknallt bekommst, und dann siehste eben wo du bleibst. Das kann man gerne mit zwinkerndem Auge sehen, ist für Baristas aber tägliches Geschäft (ihr erinnert euch: jedes Getränk 100% perfekt)! Und ja, ich gebe zu, wenn ich selbst bei Starbucks bin, bin ich selbst auch öfter mal überforderter Gast, und das, obwohl ich die Fragen auswendig kann. So what. Kein Drama. =)

4.) Die Baristas
Vorab: Lieber Melitta Mann aus der Werbung, du bist kein Barista. Ich bezweifel nämlich, dass du eine ebenso tiefgehende Schulung erhälst wie die Baristas bei Starbucks. Kaffeeschulung (vom Anbau zur Röstung, von der Bohne zum Kaffee), Trainings, Infos Infos Infos. Die Leute wissen was sie machen. Und im Übrigen sind die Baristas bei Starbucks nicht die verzweifelten Studienabbrecher ohne Job mit letztem Ausweg kellnern (ja Gutjahr. Ich gucke dich an), sondern vielmehr freundliche, intelligente junge Leute mit unterschiedlichen Hintergründen: angehende Ärzte, promovierende, Studenten, Menschen die einfach gerne in der Gastronomie arbeiten… generell sollte sich so manch einer mal den Blick von oben abgewöhnen. Macht die Erfahrung für alle angenehmer. Dass das Geschirr weggeräumt wird ist kein Ausdruck von Kriechertum, sondern von Service. Ich weiß, das ist für manche Deutsche schwer zu verstehen, aber da grenzt sich Starbucks eben von Double Coffee u.ä. ab. Btw, ich war selbst überrascht, wie viel meine KollegInnen von Kaffee wussten. Und wieviel ich in den letzten Monaten gelernt hab. Ich glaube, das ist auch ein Grund, warum der Job Spaß macht: weil er dich eben auch fordert, und das mehr ist als Servieren.

5.) Tipps & Tricks
Okay, hier nun meine Pro-Tipps zu Starbucks. Hihi. Erstmal: geht ruhig mal zu den Coffee Tastings (gibts in vielen Stores, auf die Aushänge achten oder bei Starbucks auf Facebook gucken). Kaffee ist nicht gleich Kaffee. Kaffee ist eher… wie Wein. Ja. Ich mein das ernst. Bei einem Coffee Tasting riechst du, schmeckst du, so viel raus… von warmer Erde bis Nüssen, von Zitronen bis Kirschen… je nach Kaffee. Sollte jeder mal gemacht haben. Vertraut mir. Echt jetzt.
Außerdem: Probiert doch mal eine andere Sorte als den Coffee of the week (den Filterkaffee). Die Packungen die man da als Bohnen kaufen kann, kann man nämlich auch als French Press bestellen, kostet nur 3,90€ (glaub ich… ausm Kopf). Sehr sehr lecker.
Ein Filterkaffee Refill kostet nur 50 Cent, auch ein Tipp…
Wenn ihr Frappuccinos bestellt, gibt es welche mit Kaffee, und welche ohne. Am besten schon vorher überlegen (man kann in alle Kaffee rein machen, außer in die Tee-Frappuccinos - als Mango Passionfruit und Himbeer-Johannisbeere - und außer Strawberries & Cream. Das schmeckt nicht). Auf den meisten Frappuccinos ist standardmäßig Sahne drauf (ebenso auf den heißen Moccha Espressogetränken), wenn ihr nichts sagt, bekommt ihr die auch mit Sahne. Wer also diätet, bitte sagen. Oder gleich den Frappuccino als Light Frappuccino nehmen, die gibt es nämlich auch! Hihi. Es gibt fast alles. Öfter mal was neues probieren: probiert doch mal Vanilla Cream Fappuccino mit Java Chips. Nom Nom. Ist wie flüssiges Straciatella Eis.
Das Essen: fast alles schmeckt noch geiler, wenn es warm gemacht wird. Muffins (Nougat Muffin warm - Oh Gott, geil), vor allem die mit Schokolade, Cookies (so geil warm), Espressobrownie, Bagel, der Caramel Apple Cake (!!!!!)… vertraut dem Barista. Oder fragt nach. Fragen geht übrigens immer. Also husch husch zu Starbucks und ausprobieren. Berichtet aber danach!

So, das reicht jetzt erstmal mit der Gehirnwäsche. Ihr merkt, ich liebe Starbucks. Aus ganzem Herzen. Danke auch noch mal an das tolle Team vom Rödingsmarkt, für die Einarbeitung, für die Zusammenarbeit. Ihr seid super. Werde euch vermissen!!! Aber zum Glück bleibe ich ja als Gast… =D

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    Dann gleich mal eine Frage an die Expertin: Warum hat Starbucks in Deutschland keine Rabattkarte wie bspw. in den USA? Langfristige Kundenbindung etc…

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      lol, ich hab da 6 Monate als Barista gearbeitet, nicht im Marketing. Aber ja, gute Frage, finde auch schon länger, dass wir das hier brauchen. Kann aber sein, dass es in absehbarer Zukunft kommt (meine persönliche Meinung), schließlich soll ja in DE noch ausgebaut und gewachsen werden… =) sorry, das hilft dir jetzt nicht viel weiter, aber ich teile deine Meinung.

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    Hier in München habe ich auch schon erlebt, wie im Lokal bei ca 75% Auslastung ein Personalgespräch durchgeführt wurde. Leider saß ich zu weit weg um etwas mitzubekommen…

    Kurz danach kam die TV-Reportage (glaube ARD oder ZDF) über Starbucks wo neben dem teilweise grenzwertigen Betriebsklima auch von enormem Druck aufs Personal gesprochen wurde. Und von umdatierter, abgelaufener Milch.

    Aber was solls, ich gehe doch ab und an gerne hin, insbesondere wenn der Laden recht leer ist und man ein Buch oder Macbook dabei hat oder den neuesten Sch… von Apple an anderen Kunden sehen möchte ;-)

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      ohhh jaaa, ich erinner mich. Das war vor ein oder zwei Jahren, oder? Hmm, klar, ich kann jetzt nur von „meinem“ Store berichten, aber eigentlich ist die Atmosphäre ganz gut. Druck kann ich jetzt so auch nicht sagen. Aber klar, in einem Starbucks mitten im Touri-Einzugsgebiet kann es sicher echt stressig sein.

      Umdatierte Milch o.ä. gibts gar nicht. Also wenn so was passiert, dann ist das wirklich Versagen des Store Managers. Die Vorschriften sind so streng! Ich hatte das vor ein paar Wochen mal, dass die Milch schlecht war, die ist in der verschlossenen (noch mehrere Monate haltbaren) Packung wohl umgekippt. Kann passieren. Systematisch oder so? Never.

  • Mone

    Man echt toller Post <3 Kann deine Liebe echt verstehen und nachvollziehen!

    Ich selber bin ja nicht soooo oft bei Starbucks. Kommt aber auch daher, weil in meiner Stadt keiner is haha (selbst meine Mutti bemängelt das!)
    Aber wenn ich mal irgendwo eins sehe, freue ich mich tierisch, weil es für mich noch sowas wie ein "Highlight" ist, endlich nen Chai Latte o.Ä. zu kriegen. Hach <3