But I’m A Nice Guy from Scott Benson on Vimeo.
Es gibt einen Berufszweig, der sich allein mit dem persönlichen Kampf gegen subjektiv erlebte Bedrohungen auseinandersetzt. Die Ausüber dieses Berufs nennt man Kolumnist_innen, eine Unterdisziplin des Journalismus. Zu den Praktiken dieses Kampfes gehört, in zyklischen Abständen immer wieder dieselben Themen aufzuwärmen und in Texten zu verwursten. Meist wird versucht, das subjektive Empfinden an (pseudo-)wissenschaftliche Fakten zu knüpfen und damit zu legitimieren.
Letzte Woche erregte sich Harald Martenstein in der Zeit über Schimpfwörter: denn eigentlich spiegelte sich doch hier ein unfaires Geschlechterverhältnis wieder, schließlich hieße es ja „Taugenichts“ (und nicht „Taugenichtsin“):
Geschlechtergerechtigkeit gibt es allenfalls bei der „Hure“ und dem „Hurenbock“, die sich malediktologisch auf Augenhöhe begegnen. Frauen wären in der Sprache der Schimpfwörter nahezu unsichtbar, gäbe es, als Lichtblick, nicht wenigstens die „Zicke“ und eine Handvoll vielversprechender Neuprägungen. [x]
Auf so etwas muss man erst mal kommen, und ein bisschen beneide ich Herrn Martenstein ja um a) seine stringente Form der Realitäts - ich sag mal - anpassung und b) seine Möglichkeit, mit so was auch noch Geld zu verdienen. Ich mein, ernsthaft, liebe Zeit?
Aber, Herr Martenstein, Ihr Anliegen ist mir wichtig, und ich möchte Sie beruhigen: es gibt wahrlich keinen Mangel an Schimpfwörtern für Frauen - die fangen bei Hure an, und hören bei Zicke lange nicht auf. In Zeiten, in denen - durch Kolumnen wie Ihre - die Perzeption geschaffen wird, Frauen wären die wahren Unterdrücker und das Patriarchat längst vergessene alte Legende, die sich verwahrloste Männer flüsternd am Herdfeuer oder Bügelbrett erzählten, gibt es nährstoffreichen Boden für viele (auch neue) Wortschöpfungen, mit denen Frauen bedacht werden. Ich kann Sie außerdem beruhigen: die Schimpfwörter sind keineswegs so oberflächlich wie Taugenichts, und sie machen auch vor jungen Mädchen nicht Halt. Niemand wird ausgeschlossen - selbst Männer nicht, die sich mit Frauen solidarisieren. Das reicht nämlich oft schon, um beschimpfungswürdig zu sein.
Hier präsentiere ich Ihnen also eine kleine Auswahl an Schimpfwörtern für Frauen, vielleicht für Ihre nächste Kolumne, vielleicht für Ihre wissenschaftliche Sammlung (u.a. via Hatr.org).
[TW für alle anderen.]
- dumme Kuh
- blöde Sau
- Zicke
- Schlange
- dumme Gans
- fettes Walross
- Tussi
- Hexe
- Trulla
- Luder
Wie, kommt nicht an „Schweinehund“ ran? Okay, vielleicht ja diese „vielversprechenden Neuprägungen“?
- Hure
- Pute
- Schnepfe
- Nutte
- Drecksnutten
- Kommentarnutte
- Trockenpflaumen
- Schlampe
- Abzockerschnepfe
- Fotze
- Drecksfotze
- Fotzenweib
- Quotenfotze, oder auch Quotze
Das wird Sie wahrscheinlich nicht überzeugen, Herr Martenstein, dass Frauen genauso sehr beschimpft werden können wie Männer mit Geizhals, Warmduscher und Taugenichts - und nicht nur können, sondern auch werden, Tag für Tag. Fragen Sie doch mal Ihre Kolleginnen, was die so für Post erhalten.
Aber ich kaufe Ihnen gerne ein Eis, wenn Sie das nächste Mal das Gefühl haben, übervorteilt worden zu sein. Dann müssen Sie auch nicht in billigen, mäßig provokativen Andeutungen Züchtigungen für Professorinnen anregen.