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Xbox One & Call of Duty. One Xbox, one gender

Gestern wurde die Xbox One vorgestellt. Ich spare mir den Rant darüber, wie es eigentlich nur um TV und Sport Games ging, wie die Xbox One jetzt dem Entertain System der Telekom Konkurrenz machen will, und wie Microsoft die Präsentation lieber nur für die Shareholder gemacht hätte, wie sie explizit keine Spielkonsole machen wollten. Zur generellen Enttäuschung sag ich nichts. Und nein, zu dem Typ mit den zwei Uhren sag ich auch nix. Dafür gibt es genug gut analysierte Artikel.

Als Spielerin fielen mir gestern in der Präsentation zwei Dinge unangenehm auf: die Fokussierung auf männliche Spieler und das komplette Fehlen eines weiblichen Charakters in den vorgestellten Spielen. Mit Sportgames und Rennspielen legte Microsoft einen Schwerpunkt auf Genres, die traditionell meist von Männern* gespielt werden. Und ja, es gab einen Moment, wo vorgestellt wurde, dass Kinect meine Herzfrequenz meines Workouts messen könnte und dabei eine Frau gezeigt wurde. Das geht aber wieder in die Richtung Entertainment/Wii Fit, und nicht Richtung Games. Spielegott bewahre, dass man Hockey oder Volleyball auf einer Konsole spielen kann. Oder Fußball mit Frauen. Wo kämen wir denn da hin!

Was aber wirklich den Vogel abschoss war Call of Duty. Wie man minutenlang darüber schwärmen kann, dass man jetzt realistische Armhaare visualisieren kann, dass Fische unter Wasser wegschwimmen wenn man eintaucht (CoD: Atlantis?), und wie ein Hund für emotionale Tiefe sorgt (Charakterentwicklung? Story? lol, laaaame, komm, wir stecken lieber nen Schäferhund in einen Motionanzug!), wird mir wohl auf ewig verschlossen bleiben. Alles ist individualisierbar - außer dem Geschlecht. Denn Frauen, diese komischen Wesen, die liegen mit Sicherheit außerhalb des Möglichen. Fische, Hunde, Regenwälder, kein Problem. Eine Frau animieren? Dafür… müsste man… sich ja… mit… Frauen…….. beschäftigen?!

So geil CoD Ghost aussieht, von mir bekommt es ein großes Fuck Off und ByeBye. Klar, ich muss nicht zwingend im MP ne Frau spielen. Wenn ich sie im SP wählen kann, oder zumindest, irgendwo. in. diesem. verdammten. Spiel. auch. nur. eine. Frau. vorkäme - wäre ich ja schon zufrieden. Aber die Präsentation gestern - nein. Sprechen wir lieber von Hunden. Der beste Freund des Mannes. Höhö.

Klar, Microsoft hat seine Marktforschung betrieben. Mit welcher Qualität bleibt abzuwarten. CoD verschließt sich weiterhin einer großen Zielgruppe, aus Angst, sein cooles Image durch Frauen aufzuweichen. Paging Don Draper. Es ist 2013. Nur so zur Info. Aber kay.

So schön die Entertainment Gimmicks sind, so wenig mich die vorgestellten Genres aus verschiedenen Gründen reizen, so deutlich ist das Signal von Microsoft: dies ist ein System von Männern, für Männer. Da ändern auch die zwei Frauen (immerhin!), die es auf die Bühne schafften, nichts. Denn, seien wir mal ehrlich: ihre Redezeit zusammen war kürzer als die Screentime des CoD Hunds.

Sony macht es in der Hinsicht - gewollt oder ungewollt - schlauer: ihr System strahlt mehr Freude an Spielen aus, ist aber gleichzeitig Einsteiger_innen-freundlicher, ohne das Image der Konsole für „Core-Gamer“ (what is this even I don’t know). Langfristig werden sie so mehr Spieler_innen an sich binden, während Microsoft versucht, die Bindung über ein-Wort-Befehle und Entertainment-Gimmicks herzustellen. Und natürlich: bei der Xbox bleibt man unter sich. Denn das ist es ja, was eigentlich gesagt wird. Und jetzt Xbox One: mach mir ein Sandwich.

  • Jonas M

    Mich stört ja am meisten das DRM bzw. das Spiele nicht verliehen werden können. Alleine deshalb werde ich mir die Konsole nicht kaufen (es sei denn die Preise sinken auf das Niveau von PC Spielen).
    Damit mein Rant auch etwas Bezug zu deinem Post hat: Viele der Freundinnen meiner Freunde (und meine auch) spielen, allerdings meist zusammen mit ihrem Partner. Die Hardware Anschaffung bzw. Entscheidung erfolgt so gut wie immer durch den männlichen Partner und 95% der Spielekäufe auch. Coop-Spiele sind dabei meiner Meinung nach eher ein Nischenprodukt (Indie /Download Releases) bzw. nicht Microsofts Domäne (Mario Kart, Little Big Planet etc.) und MMORPGS oder Sim-Spiele werden eher auf dem PC gespielt.
    Von daher kann ich schon verstehen, warum man sich auf den männlichen Käufer fokussiert. Wenn man dann auch noch auf die Verkaufscharts guckt (http://www.vgchartz.com/platform/7/xbox-360/), finde ich es ganz gut nachvollziehbar, warum sich MS auf diese Zielgruppe konzentriert. Warum Leute so etwas wie COD kaufen ist auch für mich nicht nachvollziehbar…

    • Mina

      Das mag sein, dass man zum Austesten erstmal leiht, so hab ich auch angefangen. Aber schon allein für In-Game-Content und Codes kaufe ich dann doch lieber selbst & neu. Aber interessanter Punkt!

  • Svente

    Diese ganze bescheuerte „harte Kerle Stereotypen Geschichte“ in den heutigen Spielen lässt sich
    auch gut bei Max Payne sehen. Teil 3: Rasiert sich Haare ab, legt 15 Kilo zu und läuft im „Wifebeater“ rum.

    Gutes Spiel mit female lead: Hydrophobia Prohecy.

  • Jonas M

    Max Payne 3 ist finde ich ein ziemlich schlechtes Beispiel… a) War das ein sehr gutes Spiel b) ist das eines der wenigen Spiele wo der (zugegeben männliche) Protagonist wirklich Charakter hat (und wenn es nur auf ausgeprägten Alkoholismus wegen des Todes seiner Frau und Tochter reduziert).
    Die Story hätte mit einer weibliche Hauptperson nicht funktioniert, ganz im Gegenteil zu den meisten anderen Spielen, wo man den männlichen Charakter 1:1 gegen einen weiblichen austauschen könnte (wie Mass Effect es tut).

  • http://www.99leben.de earl_mobileh

    Na ja, es gibt auch eine Ausnahme: Quantum Break als neues vorgestelltes Franchise scheint ja tatsächlich mal eine Protagonistin zu haben. Und das auch noch vom Remedy, eben den Konsorten die May Payne den Wifebeater verpasst haben. Das war dann aber auch das einzige.

  • Silke

    Manche Spiele sind so dermaßen sexistisch, dass einem schlecht wird. Ich spiele selbst nicht, lese aber ab und an Berichte über Spiele, in denen auch Bilder abgebildet sind. Die sagen allles.

  • http://www.jfml.eu/blog jfml

    Mh, bei der PS4-Präsentation waren aber Frauen – zumindest was die Präsentatoren angeht – auch mit genau 0% vertreten, oder? Von Spielen weiß ich nichts mehr (ach, es gab diese rassistische (und zwei Jahre alte) Tech-Demo von Square Enix, arische Magierin kämpft gegen braune Horden, oder so).

    Auch die Hardware wird halt – genau wie Games – immer noch auf das (von den weißen, männlichen Entwicklern) imaginierte Zielpublikum zugeschnitten: männliche, weiße Heteros.

  • http://www.jfml.eu/blog jfml

    Mh, ist mein Kommentar in der Spämschleife gelandet oder war er nicht genehm?

  • Denis

    Hallo Mina,

    Bin durch Moviepilot auf deinen Blog gestoßen und finde die Art, wie du schreibst extrem angenehm zu lesen. Gleich mal dem Feedreader hinzugefügt ;)

    Zum Thema:
    Stimmt schon, die meisten Games sind extrem sexistisch (erinnert ein bisschen an den Chef von Abercrombie & Fitch) und weibliche Heldinnen gibt es selten, und wenn dann nur damit die (vorwiegend männliche) Spielerschaft was zum Glotzen hat.
    Was die Entertainment Gimmicks angeht: Da muss erstmal abgewartet werden, inwiefern das in Europa überhaupt umsetzbar ist. In Wien beispielsweise brauchst du für die digitalen Kanäle einen Digital-Receiver mit Karte und die beiden sind gekoppelt. D.h. die ganzen Fernsehfunktionen kann man (derzeit) gar nicht nutzen, weil zum umschalten, aufnehmen, etc. muss man sowieso wieder den Receiver ansteuern. Sehr schön fand ich auch den Kommentar:
    „Nichts ist einfacher und präziser als einen Knopf zu drücken.“ Ich stell mir das schon super vor, wenn ich Freunde besuche und deren Fernseher & XBox einfach so im Gespräch anschalten kann :D

    Für uns kommt sowieso nur die PlayStation in Frage. Wir lieben einfach LittleBigPlanet und Ratchet & Clank (Die sind immerhin nicht wirklich sexistisch ;))

    Liebe Grüße

  • Maxi

    Das One-Gender Prinzip hat mich auch schon oft bei Computerspielen gernevt (Konsolen nutze ich nicht). Da freut man sich auf das Spiel, was sehr interessant klingt und man es sich nun dann doch für 10€ aus dem Sonderangebot geholt hat und womit fängt alles an: Man kann am Protagonisten nichts verändern, obwohl z.B. das Geschlecht nichtmal ansatzweise für die Story relevant ist. Ob Sohn oder Tochter spielt doch keine Rolle.
    Natürlich gibt es auch Spiele, bei denen eine Frau „der Protagonist“ sein darf, diese kann man dann aber auch nicht verändern und auf welche Zielgruppe z.B. eine Lara Croft ausgerichtet ist, kann sich wohl jeder denken.

    Wieso sollten eigentlich Wesen in männlichen Körpern nicht auch gerne mal Frauen spielen wollen? Also einfach „normale“ Frauen und nicht welche mit erschreckenden Monsterproportionen, aber das passt nicht in das heteronormative Weltbild vieler. So schnell wird sich das wohl leider nicht ändern, da an wichtigen Positionen in Wirtschaft, Medien & Politik immer noch Menschen mit einem dementsprechenden Weltbild sitzen und ihre Weltanschauung weiterhin gemütlich propagieren.

    Glücklicherweise gibt es aber ein paar Spiele, die mit gutem Beispiel voran gehen, in denen man sogar meistens mehr als nur das körperliches Geschlecht auswählen kann, das geistige Geschlecht bestimmt man zum Glück immer noch im eigenen Kopf.

    LG Maxi

  • Lorenz

    Wenn du verstehen willst warum AAA Games der keine weiblichen Protagonisten (oder überhaupt weibliche Charaktere) haben: http://www.escapistmagazine.com/videos/view/jimquisition/7405-Damn-Fine-Coffee