Wie soll man schreiben, wenn man nichts sagen kann? Wie sollt ihr lesen, was ich nicht denken will?
Ich mag den Herbst. Ich mag es, wie die Blätter langsam ihre Farbe ändern und dann eines Tages ob der kalten Morgenluft sanft gen Boden fallen, fast so, als hätten sie sich verabredet, dass dies ein schöner Tag zum Dahinsinken sei. Ich mag es, wie diese Blätter in den Wäldern noch nächsten Frühling auf dem Boden liegen, Nährstoffe für den nächsten Zyklus liefernd. Ich mag es, wenn die Dunkelheit schon nachmittags hinauf zieht, die kalte Nässe in unsere Knochen zieht, und wir nach Hause strömen, und unsere Körper und Seelen in der hellen Wärme wieder auftauen. Ich mag den Herbst. Und ich halte ihn fast nicht aus.
Herbst ist Melancholie. Herbst ist Vergänglichkeit. Herbst ist der Tod im Zyklus der Natur, der letzte große Abgang vor Wintermonaten der Ruhe, der Dunkelheit, der Kälte und des sanften Trosts in Form von Schnee, Kerzen und Weihnachten. Herbst lässt Gefühle wieder aufleben – letzte Erinnerungen an die nun vergehenden Zeiten, letzte Sonnenstrahlen die deine Haut zum Abschied küssen, bis du das Gefühl der Wärme im Frühling schon fast wieder vergessen hast… Herbst macht nachdenklich.
Und was gibt es nicht alles, an das zu denken lohnt: geliebte Menschen, mit ihren Problemen in dieser Welt mit dieser verhassten Menschheit, mit all ihrer Ignoranz und Widerstandsfähigkeit ob Idealisten, die versuchen diese graue Welt kunterbunt anzustreichen bis die verregnete Stimmung der grauen Durchschnittsmasse ihre Kunstwerke schwarz übermalt. Verzweiflung, ob sich wirklich jemals etwas ändern kann, wenn alles wonach der Mensch zu streben scheint bequeme taube Beständigkeit voraussetzt. Resignation, wie die Kräfte wie nach einem zu langem Herbstspaziergang schwinden und auch im Zuhause keine Heizung die Finsternis wegzuwärmen vermag.
Lächerlichkeit, wie eine kleine Jahreszeit so sehr am Weltbild zerren kann, so als ob die tiefen Schatten der laublosen Bäume das Gemälde überlagern und die tief stehende Sonne zu sehr blendet, als dass man noch klar sehen könnte.
Ich mag den Herbst, denn er ist Weltschmerz. Die Welt schmerzt, doch dort wo Herbst ist, ist auch Frühling. Tatsächlich ist auf der Südhalbkugel der Welt gerade Frühling. Ein schöner Gedanke.
Ich glaube, so kann ich das schreiben.