Doch, darf ich. Ich darf das persönlich nehmen. Aus mehreren Gründen.
Ich bin spüre seit längerem enormen Erwartungsdruck, was das Mitgliederbegehren angeht. Etwas, das ich nicht so ganz nach vollziehen kann, denn ich glaube, ich bin da auch etwas anders rangegangen: für mich war das Ziel, das Thema in der Basis zu diskutieren, zu streuen, und so viele Unterschriften zu sammeln wie möglich. Nach kurzer Zeit war aber auch klar, dass 1. 50.000 Unterschriften utopisch ist, weil das mehr sind als die SPD aktive Mitglieder hat und dass 2. es enorme Schwierigkeiten von Schlüsselpositionen gibt, das Thema zu besprechen - sei es durch Ignoranz oder pure Blockade.
Gestern, bevor der Diskussion auf Twitter, hab ich noch zu meinem Freund gesagt: die Leute werden das Ergebnis des Begehrens so instrumentalisieren wie es ihnen passt. Die klügeren - und faireren - werden die Mühen anerkennen, sie werden wissen, dass 10% der Mitglieder mehr als aktive (oder sogar an irgendwelchen Aktivitäten teilnehmende) Mitglieder innerhalb der SPD sind, sie werden sehen, dass der Parteivorstand bisher nen Scheiß getan hat um das Begeheren zu unterstützen, sie werden das akzeptieren und an einem konstruktiven Weg weiter arbeiten - sowohl was VDS und Begehren angeht. Die anderen werden es auf uns schieben und sagen, wir waren zu schlecht.
Ja, das könnte mir am Arsch vorbei gehen. Ich finde es aber höchstgradig unfair. Es widerspricht meinem Verständnis des Instruments an sich: ich hab jetzt schon mehrfach gehört, wir hätten uns ein mehrstelliges Budget vorher sichern müssen, ein Kampagnenteam bereitstellen und was weiß ich für Kampagnen ausarbeiten müssen. Versteht ihr eigentlich was das heißt? Das heißt, nur Leute mit Netzwerk und Geld können was bewegen. (Dass dem wirklich so ist, ist was anderes). Was mich aufregt: als wir das angekündigt haben, kam so viel Unterstützungsversprechen. So viel Lob. Da kamen auch viele Ideen (z.B. die Pads), und das war toll. Auch die Idee mit dem Spenden haben wir nach Rücksprache mit anderen verworfen - natürlich im Nachinhein eine schlechte Entscheidung. Aber was für einen Referenzrahmen hatten wir? Nur Berlin - da ging es auch ohne - und das Begehren von 2003. Und jetzt hätten wir das alles wissen müssen, von vornherein? Warum kommt dann nicht VORHER jemand und sagt was? Eben, weil sie nicht schlauer oder besser sind. Nur gemeiner.
Was hab ich mir anhören müssen die letzten Wochen. Wir sollten das Rumgeschwuchtel lassen und ordentlich arbeiten. Das wäre alles ladida. Das könne nur schief gehen. Das wäre Zeitverschwendung. Wir wären machtgeil. Wollen uns in den Vordergrund drängen. Manch einer steht sogar mitten im Gespräch auf und geht. Manch ein Schüler oder Juso unterschreibt erst gar nicht, weil das potenziell die Parteikarriere gefährden könnte, wenn das jemand sieht. Das sind wohlgemerkt nicht die Leute in der Basis, die interessiert und dankbar, dass sie mal jemand einbindet, an Diskussionen teilnehmen. Die finden das toll. Da kommt Lob. Und ohne die Jusos in meinem Kreis in HH Mitte hätte ich sicher schon geschmissen - aber da hab ich das Gefühl sie versuchen es mit mir zusammen.
Leute, ich weiß nicht was ihr denkt: ich hab das hier gemacht, weil ich das Thema wichtig finde und die Sache unterstützenswert. Ich hab davon nichts. Mein Fachwissen liegt weder in Netzpolitik, noch hatte ich je Bestreben, es dort hinzulegen. Und trotzdem geh ich mehrmals pro Woche irgendwo hin, versuche zu sammeln. Selbst wenn mein Freund, den ich nur alle paar Wochen sehe, hier ist. Selbst dann. Es gibt eine Kampagne. Ich wiederhole mich, ich habe es auf allen Verteilern gestreut: das muss raus aus den Jusos und raus aus der Netzecke. Man muss auf Veranstaltungen gehen. Man muss sich das im Kreis aufteilen. Man muss was selbst dezentral planen. Hier wird teils erwartet, dass wir von hier aus 350 Kreisgeschäftsstellen steuern. U srz? Es sollte ein Anschreiben geben an alle Geschäftsstellen, von den Bundesjusos aus. Ich hab keine Ahnung ob das stattfand, ich krieg auch nur vage Antworten. Wir haben versucht im vorwärts Postkarten beizulegen. Von Anfang, dem ersten Interview, an. Wir haben Leute angesprochen, die gut vernetzt sind. Die wiederum andere. Ich habe mehrmals nach Ideen gefragt. Tja, was soll ich sagen, es reicht nicht. Soll ich jeden einzelnen anrufen? Sorry Leute, aber ich hab zwei Jobs, ne Diss an der ich schreibe, und ja, ein Privatleben.
Wobei, tut es das? Reicht es nicht? Es ist noch nicht mal die Hälfte vorbei und schon heißt es, wir sind scheiße. Natürlich nehme ich das persönlich verdammt noch mal! Weil es unfair ist, unsolidarisch, und weil es so nervt weil es dumm und uninformiert ist. Dennis hat mehrfach gesagt dass er keine Lust mehr hat, und mir gehts langsam nicht anders. Nicht wegen der oben beschriebenen Widerstände - ich werde das Begehren durchziehen und bin gespannt ob hieraus jetzt paar neue Ideen kommen - sondern wegen der anderen Mitglieder.
Sorry, da war jetzt kein Punkt in diesem Rant, außer, dass ich mich abreagiere und jetzt halbwegs erhobenen Hauptes weitermachen kann. Falls ihr immer noch meint, ihr könnt alles besser: ich wünsche euch als nächstes Leben die Kampagnenstelle von Norbert Röttgen im NRW Wahlkampf. Nein, ich wünsche euch als nächstes Leben die zermatschte Fliege im Hundehaufen an der Schuhsohle des Kampagnenleiters von Norbert Röttgen im NRW Wahlkampf.
In dem Sinne: schönen Tag noch.
(Und ob ich Kommentare freischalte weiß ich noch nicht.)
Eines habt ihr sicher erreicht: dass die Diskussion wieder aufkommt. Das bekomm selbst ich hier in Österreich mit, auch wir diskutieren nach der Einführung im April wieder - ein Grund dafür ist sicher euer Mitgliederbegehren.
Kopf hoch. Und bitte, bitte, weitermachen!
Hallo,
ich habe einen riesigen Respekt vor eurer Arbeit! Wie sehr das Privatleben darunter leidet wurde mir durch das Lesen dieses Beitrages nochmal mehr bewusst. Ich glaube viele Leute vergessen echt, dass das ehrenamtliches Engagement ist. Dass da persönliches Kapital eingesetzt wird.
Und ich muss mir auch nochmal selber an die Nase packen. Ich bin gerade nach Mannheim gezogen und denke, ah da kennt mich ja eh keiner, da lohnt es sich nicht auf die Pirsch zu gehen.
Falsch, wenn man ein Ziel verfolgt, sollte man sich nicht hinter solchen Blättern verstecken. Einfach machen. Ich hoffe, ich schaffe es mich da nochmal aufzuraffen. Ich nehme mir euch als Vorbild.
Also nochmal, ihr macht eine super Arbeit, und ich finde, ihr habt euch nichts vorwerfen zu lassen!
Gruß,
Tim
PS: Sorry für dieses unlogische andernandereihen von Wörtern ;)
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