Konzerte, Fans und Eigenheiten – Teil 2

Bei dem Wort „Fan“ denkt man schnell an kreischende Mädchen und Boybands. Doch was steckt dahinter und wie läuft es auf Konzerten wirklich ab? Diese mehrteilige Reihe zu Fans und Konzerten gewährt Einblicke.

Das Warten im Konzertinnenraum ist das nervigste. Von hinten füllt sich der Raum, immer mehr Menschen drücken an dich heran. Der Wellenbrecher vor dir gibt dir ein bisschen Möglichkeit zum Abstützen, aber noch einiger Zeit spürst und kennst du jeden Zentimeter Metall, der sich in deinen Körper bohrt. Immer wieder versuchen sich andere Fans von hinten nach vorn zu drängeln. Sie greifen mit einer Hand ans Gitter, um sich dann in jede noch so kleine Lücke zwischen dir und den Leuten neben dir zu zwängen. Und dann wirst du weggedrängt, weggeschubst, all das Anstehen umsonst. Schnell und zunehmend genervt wird also jede Hand vom Gitter entfernt (und das wütende Protestieren, Kratzen und Treten von hinten lässt dann auch keine Zweifel mehr aufkommen, ob sich die Person nur kurz festhalten wollte…).

Die erste Reihe ist jedoch nicht immer gleich. So gibt es Konzerte und Fangemeinschaften, in denen man in aller Seelenruhe vorne stehen kann, sich mitten im Konzert ein Bier holt und dann wieder vorgelassen wird. Auf der anderen Skala stehen dann Fandoms, in denen selbst während der Show noch versucht wird, irgendwie nach vorne zu kommen, irgendwie näher an die Bühne, näher an die eigene Projektion. Den Teil habe ich nie verstanden – egal wo ich das Konzert über stand, während der Show selbst gab es stets nur die Musik und mich.

Und nach der Show? Das war mit immer das schönste: das gemeinsame nochmalige Erleben des Konzerts mit den Freundinnen und Freunden. Das eine Lied, das man schon immer live erleben wollte. Die Stimmung der Fans. Die Setlist, die Reihenfolge der gespielten Songs. Die Bühnenshow. Schnell noch mal beim Merchandise vorbei gucken, vielleicht doch noch ein Stück Erinnerung kaufen, vielleicht nur ein bisschen träumen.

Gemeinsam, fast ein bisschen widerwillig, geht es dann nach draußen, während drinnen schon die Mitarbeiter die Showreste wegfegen. Für manche Fans geht es jetzt ans Warten auf die Band, für andere nur nach Hause. Beim nächsten Konzert treffen sie sich wieder und sind für zwei Stunden in ihrem Fan-Sein geeint: singend, tanzend, lachend.

 

Dieser Text erschien zuerst auf stern.de als Teil der Stern Stimmen Reihe.